Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels und der Urbanisierung sind Anpassungsmaßnahmen und die Resilienz gegenüber Klimaextremen wichtigen Themen von globaler Bedeutung geworden. Ein besseres Verständnis der Wechselwirkung zwischen Umweltveränderungen und den Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit ist besonders wichtig, um sowohl die Bebauung in städtischen Gebieten zu optimieren als auch geeignete Strategien für die Beibehaltung von Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen zu entwickeln.

Gerhard Adrian, Präsident der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und Präsident des Deutschen Wetterdienstes, hält im historischen Hörsaal die Eröffnungsrede.

 

Um die jüngsten Fortschritte und die zukünftige Ausrichtung der Angewandten Human-Biometeorologie zu diskutieren, fand vom 2. bis 3. März 2020 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg das "Symposium on Challenges in Applied Human Biometeorology" statt. Das Symposium wurde von der Professur für Umweltmeteorologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes, Freiburg und der Gesellschaft zur Förderung Medizin-Meteorologischer Forschung in Deutschland, organisiert. Mehr als 90 Experten und Wissenschaftler aus über 35 Ländern nahmen an diesem Symposium teil und hielten Vorträge, stellten neueste Forschungsergebnisse vor und tauschten ihre Erfahrungen in der Wissenschaftskommunikation aus. Das Symposium hat gezeigt, dass eine interdisziplinäre wissenschaftliche Zusammenarbeit, die Festlegung universeller Kriterien und Methoden zur Unterstützung und Anleitung konkrete Anpassungsmaßnahmen sowie ein professioneller Austausch notwendig sind und der Gesellschaft zugutekommen.

Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), betonte in seiner Ansprache zur Eröffnungsfeier, die Bedeutung der Vernetzung von Wissenschaftlern verschiedener Fachgebiete für eine gezieltere Zusammenarbeit und ein verbessertes Engagement. Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, der Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, stellte in seiner Rede abschließend fest, dass "Städte, Gesellschaften und Volkswirtschaften weltweit vom Klimawandel auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen betroffen sind, und dass viele der Herausforderungen ein zentrales Thema in der Biometeorologie darstellen, u.a. Hitzestress, Luftqualität und allergene Krankheiten". Er ermutigte die Teilnehmenden zu diskutieren, wie das Gebiet der Biometeorologie verknüpft werden kann, wie es Fortschritte machen und dazu beitragen kann, die Lebensqualität in Zeiten des Klimawandels zu erhöhen.

Einige Eindrücke des Symposiums.

Das wissenschaftliche Programm des Symposiums wurde von Peter Höppe mit einem Einführungsvortrag eröffnet. Darin beschrieb er einen hervorragenden historischen Überblick, der „den langen Weg von den Einzelparametern zu komplexen und universellen thermischen Modellen des menschlichen Körpers veranschaulichte". Er zeigte den Werdegang verschiedener Indikatoren und Berechnungsmethoden für die Beurteilung der thermischen Behaglichkeit über Jahrzehnte auf und inspirierte die Teilnehmenden durch seine akribischen Analysen und deren Anwendung. Während des zweitägigen Symposiums wurden wichtige Sitzungen zu den Themen "Gesundheit", "Bioklima in städtischen Umgebungen", "Neue Methoden und Werkzeuge in der Biometeorologie", "Kommunikation und Warnungen", "Thermische Indizes", "Klimawandel" und "Bioklima, Planung und Design" angeboten. Diese umfassende und interdisziplinäre Abdeckung der Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, Biometeorologie und Stadtklima regte interessante Diskussionen an. Den Ausklang des Symposiums gestalteten die Organisatoren Andreas Matzarakis und Andreas Christen, die in ihren Abschlussreden die Zukunftsperspektiven der Modellierung / Kommunikation und die Schnittmenge zwischen Stadtklima und Biometeorologie reflektierten.

Um die Teilnahme von Nachwuchsforschenden zu fördern, wurde das Symposium mit Reisestipendien für Teilnehmende aus weniger entwickelten Ländern unterstützt. Die Tromp Foundation vergab drei Travelawards, zwei Teilnehmende erhielten Reisezuschüsse von der International Association for Urban Climate (IAUC). Die IAUC unterstützte die Teilnahme von Betty Adegebo (Nigeria) und Aditya Rahul (Indien), die ihre Forschungsarbeiten zu den Themen "Vulnerability of poor urban populations to temperature-related health issues in Ibadan, Nigeria" und "Impact Analysis of Dynamic Bluespace on Human Biometeorology – Case Study of Roorky, India" vorstellten. Darüber hinaus erhielten zwei Teilnehmende einen Preis für die beste mündliche Präsentation (Si-Yu YU, Taiwan, für „Assessment of thermal environment and air quality in compact builted environment in Hot-Humid Regions“ und Rohini Mazumber Chakraborty, Indien, für "Analyzing Outdoor Thermal Comfort with Proximity to Water Bodies in Tropical Humid Climate - Case Study of Kolkata, India"). Die besten Posterpräsentationen gingen an Sebastian Schlögl und Co-Autoren für "High resolution meteorological station network in Swiss Cities: City Weather Monitoring and operational forecasts" und an Andreas Krein und Co-Autoren für "Future heat waves along latitudinal tranect across Europe based on climate change indicators".

Die IAUC-Reisestipendiaten Aditya Rahul (links) und Betty Adegebo erhalten ihre Urkunden von IAUC-Sekretär Andreas Christen (Mitte).

Tromp Foundation Travelling Award und Award für den besten Vortrag

Das Symposium brachte nicht nur internationale Experten und Forschende aus verschiedenen Bereichen zusammen, sondern wurde auch von Vertretern der jüngeren Generation gut besucht. Wie Andreas Matzarakis in seiner Abschlussrede hervorhob: "Die wichtigste Herausforderung besteht darin, mehr junge Menschen in das Gebiet der Biometeorologie einzubinden und ihnen zu helfen, sich in diesem Bereich zu engagieren". Damit wurde das Erbe der Forschungsambitionen angesprochen und auch darauf hingewiesen, dass die Forschungsstipendiaten an verschiedenen Stellen/Organisationen motiviert arbeiten und dennoch die enge akademische Verbindung beibehalten mögen.


Eindrücke des Symposiums (links: Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung der Medizin-Meteorologischen Forschung in Deutschland e.V., rechts: ZMMF und Universitätsteam)